Vor 100 Jahren begann die Stadt Frankfurt ein bis dahin beispielloses Stadtplanungs- und Wohnungsbauprogramm. Der Ausgangspunkt war eine massive Wohnungsnot. Aber das Neue Frankfurt ging über den bloßen Bau von Wohnungen hinaus – es stand auch für einen umfassenden Gestaltungsanspruch und strahlte in Design, Kunst und Kultur und moderne Lebensformen hinein. Das junge und interdisziplinäre Team unter Stadtbaurat Ernst May setzte architektonisch, ästhetisch und technisch neue Standards des Wohnens und erreichte den Neubau von mehr als 10.000 Wohnungen. Das war bis dahin einzigartig und ist auch aus heutiger Perspektive beachtlich, auch wenn der Anteil der Wohnungen für das Existenzminimum kleiner wurde als ursprünglich angedacht.
Wir finden: höchste Zeit, sich mit diesem spannenden Teil Frankfurter Geschichte näher zu befassen! Denn massive Wohnungsnot kennen wir heute wieder bzw. immer noch – einen politischen Willen, entschlossen dagegen vorzugehen, vermissen wird jedoch schmerzlich. Was kann uns das Neue Frankfurt heute sagen?
Aus den Erfolgen und Fehlern der Frankfurter Gestaltungsmoderne gibt es jedenfalls viel zu lernen. Und genau das ermöglichen die Frankfurter Museen mit einer ganzen Reihe an Ausstellungen und Events. Alle Infos gibt es auf dieser schicken Website inklusive Veranstaltungskalender: https://neuesfrankfurt100.de/de.
Ausstellungen im Museum Angewandte Kunst
Ja, Ausstellungen im Plural!
- In „Was war das Neue Frankfurt?“ geht es um die Grundlagen: zentrale Akteur:innen, leitende Vorbilder, Verbindung von Demokratie und Design. (10. Mai 2025 bis 11. Januar 2026)
- Die Ausstellung „Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl“ richtet den Blick auf die Daseinsfürsorge und baut dabei auch die Brücke zur heutigen Krise der Care-Arbeit. (10. Mai 2025 bis 11. Januar 2026)
- Jazzklub (25. September 2025 bis 4. Januar 2026)
- Die Ausstellung „Aufbruch zur modernen Stadt 1925–1933: Frankfurt, Wien und Hamburg Drei Modelle im Vergleich“ schaut über den Tellerrand Frankfurts in zwei andere Städte, die zu Beginn der Moderne massiv den öffentlichen Wohnungsbau vorantrieben. (10. Oktober 2025 bis 25. Januar 2026)
- Folgen soll außerdem noch eine Ausstellung über das Fahrrad. (07. Juni 2025 bis 14. September 2025)
Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum
Das DAM legt mit „Stadt Bauen Heute? Herausforderungen neuer Quartiere in Deutschland“ den Fokus auf stadtplanerische Großprojekte der jüngsten Zeit. Denn die Stadtplanung hat aus dem Neuen Frankfurt und dem Bauboom der Nachkriegsmoderne gelernt – und orientiert sich heute etwa mehr an Prinzipien der Nachhaltigkeit. Wie das konkret aussieht und welche Erfolge und Probleme dabei aufgetreten sind, wird kritisch beleuchtet. (28. Juni 2025 bis 2. November 2025)
Pop-up-Präsentationen im Jüdischen Museum Frankfurt
Das jüdische Museum lenkt den Blick darauf, dass viele der Protagonist:innen der Stadterneuerung der 20er Jahre in der einen oder andere Weise jüdische Hintergründe hatten. In verschiedenen Pop-up-Präsentationen soll der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss die jüdische Tradition der Orientierung am Gemeinsinn auf das Neue Frankfurt hatte. (20. Mai 2025 bis 10. Mai 2026)
Stadtlabor Historisches Museum
Die Ausstellung „Alle Tage Wohnungsfrage. Vom Privatisieren, Sanieren und Protestieren“ beschäftigt sich mit der immer wiederkehrenden Wohnungsfrage als sozialem und ökologischem Problem. Dabei werden Stimmen von Bewohner:innen, Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und vielen weiteren eingefangen und Strategien für eine sozialere und nachhaltigere Wohnraumversorgung ausgelotet. (18. Juni 2025 bis 1. Februar 2026)