Solidarische Finanzierung von Wohnen

In Zeiten steigender Zinsen wird die Finanzierung von Wohnraum über klassische Bankkredite immer teurer. Dies treibt die Mieten in die Höhe und erschwert es vielen Menschen, insbesondere Familien, Geringverdienenden oder Personen in prekären Lebenslagen, sich mit angemessenem Wohnraum zu versorgen – vor allem in den Städten und Ballungszentren. Die solidarische Finanzierung von Wohnen bietet hier eine wirkungsvolle Alternative: Statt hohe Kreditzinsen zu bedienen, setzen diese Modelle auf gemeinschaftliche Unterstützung.

Die ^DachGeno RheinMain nutzt gleich zwei etablierte Modelle solidarischer Finanzierung: Die Rechtsform der Genossenschaft und das Konzept privater Nachrangdarlehen, wie es beim Mietshäusersyndikat eingesetzt wird. 

Das Solidarische an diesen Ansätzen ist, dass nicht nur die (zukünftigen) Bewohner*innen zusammen die Finanzierung ihres Hauses stemmen, sondern die gesamte Stadt einbezogen wird. Auch Eigenheimbesitzer*innen und andere Menschen ohne direkten Wohnbedarf können durch Mitgliedschaft in der Genossenschaft oder private Kredite dazu beitragen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Jede Person, die in eine Genossenschaft eintritt, zeichnet Geschäftsanteile. Die Geschäftsanteile der Genossenschaftsmitglieder bilden das Eigenkapital der Genossenschaft, das die Grundlage für Investitionen darstellt. Dieses Kapital reduziert den Bedarf an Fremdfinanzierung durch Banken. Eine Mitgliedschaft ist nicht zwingend an das Wohnen in einer Genossenschaftswohnung gebunden. Auch Personen, die selbst bereits sicher wohnen, können Anteile zeichnen, um Wohnraum für andere zu ermöglichen. Anders als Spenden bleiben Genossenschaftsanteile Eigentum der Mitglieder; bei einem Austritt bekommt man seine eingebrachten Anteile wieder ausgezahlt. Nicht wohnende Mitglieder tragen nicht nur finanziell bei, sondern haben auch Mitspracherecht und Einfluss auf die Ausrichtung der Genossenschaft. Wer keine Kapazitäten hat, sich in die Strukturen der Genossenschaft einzubringen kann auch investierendes Mitglied werden. Das ist eine Form der Mitgliedschaft, die weniger Rechte und Pflichten beinhaltet. In einer Genossenschaft wird das Prinzip „Viele tragen gemeinsam die Last“ direkt umgesetzt

Direktkredite sind private Geldanlagen, die von Einzelpersonen oder Gruppen in eine konkrete Immobilie oder ein konkretes Wohnprojekt fließen – ohne Umweg über Banken. Das bedeutet: Personen, die solidarisch handeln möchten, können ihre Ersparnisse in Form von kleinen oder großen Beträgen direkt in bezahlbaren Wohnraum investieren. Dabei profitieren sowohl die Wohnprojekte als auch die Geldgeber:innen:

  • Für die Projekte: Jeder Euro aus Direktkrediten ersetzt teure Bankkredite und senkt die Finanzierungskosten. Das führt zu niedrigeren Mieten, die langfristig stabil bleiben.
  • Für die Kreditgeber:innen: Sie erhalten eine moderate Verzinsung auf ihr Kapital und wissen genau, wofür ihr Geld genutzt wird – nämlich für sozialen Wohnraum, der dauerhaft den Menschen zugutekommt.

Direktkredite sind Nachrangdarlehen, bei denen die Geldgeber*innen im Falle einer Insolvenz erst nach anderen Gläubigern bedient werden. Dieses Risiko macht das Modell besonders für Menschen interessant, die nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ideelle Unterstützung leisten möchten.

Der Ansatz der Direktkredite knüpft an die genossenschaftliche Idee der Selbsthilfe an, die schon seit über 100 Jahren zeigt, dass gemeinschaftliches Handeln viel bewirken kann. Genossenschaften sind geprägt von Solidarität und Eigeninitiative: Die Beteiligten bündeln ihre Ressourcen, um gemeinsam etwas zu schaffen, was der Einzelne allein nicht erreichen könnte. In diesem Sinne erweitern Direktkredite die Grundidee genossenschaftlicher Selbsthilfe, indem sie auch Menschen außerhalb der Genossenschaft die Möglichkeit bieten, durch ihre Unterstützung zur Realisierung von mehr solidarischem und bezahlbaren Wohnraum beizutragen.

Durch die solidarische Finanzierung wird nicht nur Wohnraum geschaffen, sondern auch der soziale Zusammenhalt in der Region gefördert. Solidarische Finanzierungsmodelle bieten eine Möglichkeit, die Last der Wohnungsnot gemeinsam zu schultern und eine Stadt für alle zu gestalten.